Restaurant Smögen, Stuttgart, Germany

Der Norden ganz nah?

Das NOMA in Kopenhagen verhalf der nordischen Küche zu einem Comeback. Mit Küchenchef René Redzepi wurde es bereits zweimal zum besten Restaurant der Welt gekürt.

Forscher der Universität Kopenhagen stellten fest, dass sich die traditionelle skandinavische Küche ohne weiteres mit der gesunden Mittelmeerküche messen kann. Seither ist das Interesse bei Wissenschaftlern und Gastronomieinteressierten wieder erwacht.

In Stuttgart möchte Küchenchef Marc Müller – der bereits mit einem Guide Michelin Stern ausgezeichnet wurde – die skandinavische Gourmetküche nach Deutschland bringen. Er eröffnete im Stuttgarter Bohnenviertel das Restaurant Smögen.

Das Smögen präsentiert sich schlicht auf zwei Etagen. Eine schnörkellose Einrichtung mit heller und sanfter Farbgebung vermitteln Fjörd-Gefühle. Meine Begleitung und ich sitzen im unteren Stock. Leider hat es für diesen engen Raum mindestens einen Tisch zu viel.

Das Service-Personal ist schwäbisch freundlich, wenn auch nicht vornehm. Das Apéro-Angebot ist gross und unsere Auswahl fällt auf einen deutschen Weisswein aus der Pfalz.

Die Speisekarte besteht aus einer Seite – das Konzept ist simpel. Geboten werden ein 3-Gang Menü Vegetarisch (EUR 49) und ein 4- oder 6-Gang Menü mit Fisch und Fleisch (EUR 69 / EUR 89). Die à la Carte setzt sich aus den verschiedenen Gängen zusammen und kann frei gewählt werden.

Wir entscheiden uns für das 6-Gang Menü und sind gespannt was sich hinter den lustigen Namen der einzelnen Gerichte verbirgt. Ein Gang beispielsweise heisst „Alte Kuh“, ein anderer „Skrei“.

Bei der Weinauswahl sind wir fast gezwungen im Land zu bleiben. Die Weinkarte besteht zu 85% aus Deutschen Weinen, überwiegend Produzenten aus der Region. Frankreich ist mit nur fünf und Italien mit lediglich vier Weinen vertreten. Andere Länder haben gar keine Präsenz. Schade.

Unsere Wahl fällt somit auf einen Rotwein aus Deutschland, der uns als kräftig und vollmundig beschrieben wird. Der Wein ist gut, aber nicht top.

Nun aber zur „Alten Kuh“ und den anderen 5 Gängen:

Gestartet wird mit einem Amuse bouche. Und NOMA lässt grüssen: Radieschen im Ton-Topf mit essbarer Erde aus Malz und einer Art Avocado-Creme.
Danach folgt die Schwarzwaldforelle mit Sellerie. Der Sellerie ist sehr geschmacksintensiv und lässt den eher faden Fisch untergehen.
Hinter der „Alten Kuh“ verbirgt sich ein wunderbares Tatar mit Sellerie (leider eine Wiederholung) und interessanten Saucen.
Mein Lieblingsgang für den heutigen Abend ist der Rauchaal. Herrlich im Geschmack. Leicht geräuchert und karamellisiert – ein nordischer Gaumenschmaus im Schwabenland!
Der Hauptgang überrascht mich aber auch sehr: Das Bauernhuhn hat eine ganz besondere Konsistenz und ist so zart, dass es ein Messer nicht braucht. Traumhaft!

Der Abend geht langsam zu Ende. Wir sind satt und positiv überrascht. Auch wenn das Smögen noch Potential hat. Vor allem im Servicebereich. Das Personal ist sehr freundlich, jedoch sind die Abläufe unstrukturiert und zum Teil hektisch. Wird an diesem Punkt noch gefeilt, dann hat Marc Müller rosige Zeiten vor sich und ein rauher nordischer Wind wird nicht wehen.

Fazit: Der Norden ist in Stuttgart angekommen.

Patrick’s Bewertung:
Ambiente:  4/6
Service:  3/6
Essen:  5/6
Preis/Leistung: 5/6
Gesamtwertung: 17/24

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http://www.restaurantsmoegen.de/

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